Herkunft – Die Geschichte Albaniens, des Kosovo und Mazedoniens

Die migrationsgeschichtlichen Wurzeln der projektbeteiligten Frauen liegen in den Ländern Albanien, Kosovo und Mazedonien. Um die Gründe für die Migration verständlich zu machen, stellen wir im Folgenden die Geschichte dieser Länder in ihrer Verflechtung mit der deutschen Geschichte kurz vor. Die vielschichtige, konfliktreiche und in ihrer Interpretation hoch umstrittene Geschichte kann ihr freilich nur umrissen werden.

Albanien

Albanien

Bis zum Zweiten Weltkrieg

1865 wird das albanischen Siedlungsgebiet durch das Osmanische Reich in 4 Vilayets aufgeteilt: Shkodra, Kosova, Ioannina, Monastir. Im Ergebnis der Balkankriege 1912/13 verbleiben Shkodra und Ioannina unter osmanischer Herrschaft, Kosovo und Teile Nordalbaniens kommen unter serbische und montenegrinische Besatzung.

Am 28. November 1912 ruft die Nationalbewegung die Unabhängigkeit Albaniens aus.

Auf der Londoner Botschafterkonferenz 1913 anerkennen die europäischen Großmächte England, Deutschland, Russland, Österreich-Ungarn, Frankreich und Italien Albanien als souveränes Fürstentum. Kosovo und Teile Nordalbaniens werden Serbien zugesprochen, Teile des Südens werden von Griechenland besetzt. Der deutsche Prinz Wilhelm zu Wied wird zum Fürsten von Albanien eingesetzt, kann seinen Machtanspruch in Albanien aber nicht durchsetzen.

Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs 1918 erfährt Albanien trotz formeller Neutralität wechselnde Besetzung durch die europäischen Großmächte, auch durch Deutschland. 1919 verzichtet Italien auf Albanien; ein Jahr später gewinnt Albanien seine Unabhängigkeit in den Grenzen von 1913.

Nach bewaffneten Auseinandersetzungen ruft Ahmed Bey Zogu (1895-1961) 1925 die Republik aus und wird Staatspräsident, 1928 ernennt er sich zum König (Zogu I.). Eingeengt zwischen Jugoslawien, Griechenland und Italien, orientiert sich Albanien bis 1939 am faschistischen Italien. Italien macht Albanien zu einem Brückenkopf im Balkan und übernimmt mit der Zeit die Kontrolle. Im April 1939 schließlich besetzt Mussolini das Land; Albanien wird mit Italien vereinigt.

Der Zweite Weltkrieg 1939-1945

Im Balkanfeldzug 1941 greift Deutschland Jugoslawien und Griechenland an, nachdem Italiens Angriff gegen Griechenland von Albanien aus stecken geblieben war. Mit dem deutschen Sieg über Jugoslawien wird das Kosovogebiet Albanien zugeordnet. Zur führenden Gruppierung des albanischen Widerstands und des Partisanenkampfes gegen die Fremdherrschaft entwickelt sich die Kommunistische Partei.

Nach dem Ausscheiden Italiens aus dem Krieg 1943 löst Deutschland Italien als Besatzungsmacht in Albanien ab.

Im November 1944 müssen sich die Deutschen zurückziehen. Wie in Jugoslawien gelingt es der albanischen Nationalen Befreiungsarmee, das Land ohne Hilfe alliierter Truppen zu befreien. Die albanischen und jugoslawischen Kommunisten vereinbaren gegen den Willen der albanischen Bevölkerung, dass der Kosovo nach dem Krieg an Jugoslawien fällt.

Die Juden und Jüdinnen in Albanien sind nicht vom Holocaust betroffen. Die italienischen Besatzer verfolgen die kleine jüdische Minderheit von ca. 120 Personen nicht. In den ersten Kriegsjahren fliehen Hunderte Juden und Jüdinnen aus anderen europäischen Ländern nach Albanien. Unter der deutschen Besatzung ab 1943 wird ihre Auslieferung von Regierungsstellen verschleppend umgesetzt und von der Bevölkerung verweigert – albanische Familien verstecken die jüdischen Menschen. Kein Jude, keine Jüdin wird deportiert. Eine Ausnahme bildet das Kosovo. Dort finden Deportationen und Verfolgung statt, an denen auch die SS-Division „Skanderbeg“ mit vorwiegend Kosovaren beteiligt ist. In Albanien ohne das Kosovogebiet leben nach dem Krieg mehr Juden und Jüdinnen als vor dem Krieg. Die ausländischen Juden und Jüdinnen wie auch rund 100 jüdische Albaner/innen verlassen anschließend das Land, 1991 emigrieren weitere rund 300 jüdische Albaner/innen. Nur wenige verbleiben im Land.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Der Führer der 1941 gegründeten Der Führer der 1941 gegründeten albanischen kommunistischen Partei Enver Hoxha (1908-1985) bildet 1944 mit Unterstützung Jugoslawiens unter Josip Broz Tito eine Volksfrontregierung. Kosovo fällt an Jugoslawien.

Unter Ausschaltung der Opposition wird Albanien 1946 eine Volksrepublik mit einem diktatorischen Regime unter Hoxha. In den folgenden Jahrzehnten werden zehntausende Menschen Opfer des albanischen Geheimdienstes. Hoxha führt den Staat in eine wachsende Isolierung von anderen Staaten. 1948 kommt es zum Bruch mit Jugoslawien, Albanien orientiert sich nun an der Sowjetunion und China. 1967 erklärt sich Albanien zum atheistischen Staat. 1968 kommt es zum Bruch mit der Sowjetunion, 1978 schließlich zum Bruch mit China. Albanien ist damit umfassend politische und wirtschaftlich isoliert

1985 stirbt Hoxha. Der von ihm auserwählte Ramiz Alia übernimmt die Macht.

Entwicklung eines neuen politischen Systems

Der Zerfall der kommunistischen europäischen Staaten Ende der 1980er Jahre und die desolate wirtschaftliche Situation befördern auch in Albanien Demonstrationen und Proteste gegen das Regime, die zunächst mit Gewalt unterdrückt werden. Aufgrund der wachsenden Stärke der antikommunistischen Bewegung wird aber schließlich die Gründung unabhängiger politischer Parteien erlaubt; damit ist das Ende des bisherigen Systems besiegelt. Im Sommer 1990 stürmen Ausreisewillige westliche Botschaften (s. Erzählung Teuta L.). 1991 erklärt sich Albanien von der „Sozialistischen Republik Albanien“ zur „Republik Albanien“.

Zwischen 1989 und 2004 verlassen rund 1 Million Albaner/innen, d.h. ein Drittel der Gesamtbevölkerung, wegen der wirtschaftlichen und politischen Instabilität dauerhaft das Land. 1997 herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände. Der Frieden wird durch eine OSZE-Mission (OSZE: Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) mit Unterstützung internationaler Friedenstruppen wieder hergestellt. 1998 wird eine neue Verfassung hin zur parlamentarischen Demokratie verabschiedet, die Bevölkerung nimmt die Verfassung im Rahmen eines Referendums an.

2009 schließlich tritt Albanien der NATO bei und reicht bei der EU einen Antrag auf Mitgliedschaft ein.

Heute leben in Albanien als Minderheiten vor allem eine größere griechische Minderheit, Makedonier, Roma und Aromunen. Albanien gehört zu den ärmsten Ländern Europas.

Kosovo

Kosovo

Nach dem Zerfall des Osmanischen Reichs schaffen die europäischen Großmächte, darunter Deutschland, einen albanischen Staat und schlagen das Kosovo Serbien und Montenegro zu; anschließend gehört das Kosovo zum ersten jugoslawischen Staat. Immer wieder kommt es im Kosovo zu Aufständen gegen die fortgesetzte Diskriminierung der albanischen Bevölkerung.

Zweiter Weltkrieg 1941-1944

Unter italienischer (1941-43) und deutscher Besatzung (1943-44) wird Kosovo mit „Großalbanien“ vereint. Die Nationalsozialisten erklären die Albaner/innen als höherwertig gegenüber der slawischen (serbischen) „Rasse“. Eine albanische Zivilverwaltung wird eingerichtet, albanische Schulen eröffnet. Viele Albaner/innen betrachten die Deutschen als Verbündete in ihrem Kampf gegen Besetzung und Diskriminierung durch Serbien und kollaborieren mit den nationalsozialistischen Besatzern gegen die jugoslawisch-kommunistischen Partisanen und die serbisch-nationalistischen Tschetniks. Einige Albaner/innen schließen sich aber auch der neuen Kommunistischen Partei an.

Im März 1944 stellen die Deutschen die 21. Gebirgs-Division „Skanderbeg“ der Waffen-SS auf, in der bis zu 9.000 Albaner im Kosovo im Einsatz sind. Unter Führung des Antisemiten Bedri Peja(ni) richten sich die Aktionen der Einheit besonders gegen Juden und Jüdinnen, Serb/innen und Roma. Die Division ist auch für Kriegsverbrechen an serbischen Zivilist/innen und für die Deportation der Juden und Jüdinnen aus dem Kosovo in die Konzentrationslager verantwortlich.

Ende 1944: Die Deutschen ziehen sich zurück; Kosovo wird von der jugoslawischen Armee unter Josip Broz Tito eingenommen.

Nach dem Zweitem Weltkrieg

Im föderalen Jugoslawien unter Tito wird Kosovo gegen erheblichen Widerstand in die Republik Serbien integriert, mit serbischer Dominanz an allen staatlichen und gesellschaftlichen Schaltstellen. Unter dem vor allem von Innenminister Rankovic ausgeübten Druck wandern zwischen 1950 und 1960 mehr als 200.000 Albaner/innen in die Türkei aus. 1968 trifft die BRD mit Jugoslawien ein Anwerbeabkommen für jugoslawische Arbeitskräfte („Gastarbeiter“). Tausende Jugoslawen, zumeist Männer, und darunter etliche Kosovaren, kommen nach Deutschland, viele holen im Lauf der Zeit ihre Familien nach. 1973 verfügt Deutschland einen allgemeinen Anwerbestopp für Gastarbeiter. 1980 sind rund 14% der Ausländer/innen in Deutschland jugoslawische Staatsangehörige, darunter eine unbekannte Zahl von Albaner/innen. Bis heute stellen die Geldüberweisungen der ausgewanderten Albaner/innen eine wesentliche Einkommensquelle für die Region dar.

Seit Ende der 1960er Jahre gewinnen die Republiken und Provinzen Jugoslawien mehr kulturelle Eigenständigkeit. 1970 wird eine albanischsprachige Universität in Prishtina gegründet. Die neue Verfassung von 1974 macht Kosovo zur Autonomen Provinz innerhalb der serbischen Republik. Die Albaner/innen dominieren nun die Gesellschaft, albanisch wird zur zweiten Amts- und Unterrichtssprache.

Im Mai 1980 stirbt mit Tito die zentrale, die Bevölkerungsgruppen in Jugoslawien noch verbindende Kraft.

1980er und 1990er Jahre

Titos Tod befördert die politische Krise innerhalb Jugoslawiens. Das jugoslawische Modell der Arbeiterselbstverwaltung scheitert ökonomisch; die schwere Wirtschafts- und Schuldenkrise der 1980er Jahre delegitimiert das politische System. Die Verteilungskämpfe zwischen den sechs jugoslawischen Republiken werden schärfer; Orientierungslosigkeit, Unsicherheit und Ängste nehmen zu. Damit einher gehen zwei politische Strömungen in Jugoslawien: (1) Liberalisierung von Wirtschaft und Politik, v.a. von Politikern in Slowenien vertreten, sowie (2) Rezentralisierung und Stärkung des Bundesstaates, hauptsächlich von Politikern in Serbien vertreten.

Kosovo war von Beginn an die wirtschaftlich rückständigste Region innerhalb Jugoslawiens. Auch die kosovo-albanische Führung seit 1974 änderte nichts an der wirtschaftlichen Misere. Nun wächst die Arbeitslosigkeit, der Lebensstandard sinkt, Armut verbreitet sich. 1990 schafft die serbische Regierung unter Slobodan Milosevic den Autonomiestatus des Kosovo wieder ab – unter Rückgriff auf den Mythos der Schlacht vom Amselfeld (1389). Die Albaner/innen werden systematisch diskriminiert; alle für staatliche Institutionen und Betriebe arbeitenden Albaner/innen werden entlassen, albanische Schüler/innen und Studierende vom öffentlichen Bildungssystem ausgeschlossen. Als Reaktion bauen die Albaner/innen parallele Verwaltungs- und Bildungsstrukturen auf; so finden Universitätsvorlesungen heimlich in Privathäusern statt.

Der Kosovo-Krieg 1999

Im Juli 1990 erklärt sich Kosovo als unabhängig.Im September stimmt die albanische Bevölkerung in einem Referendum dafür; Ibrahim Rugovas LDK baut – mit finanzieller Unterstützung der Albaner/innen in der Diaspora – einen „Schattenstaat“ auf. Die internationale Gemeinschaft unterstützt diesen gewaltlosen Aufbau eines unabhängigen Kosovo nicht.

Die Folgen sind eine wachsende Unzufriedenheit in der albanischen Bevölkerung. Nachdem Kosovo im Daytoner Abkommen von 1995 ignoriert wird, gründet sich 1996 die UÇK (Ushtria Çlirimtare e Kosovës – Kosovo-Befreiungsarmee), die sich durch die Unruhen des Jahres 1997 in Albanien bewaffnen kann. Seit März 1998 geht Serbien mit Sonderpolizei und Armee gegen Aufständische und Zivilist/innen vor – der Konflikt eskaliert zum Krieg. Die kosovarische Zivilbevölkerung wird Opfer systematischer Überfälle, Vertreibungen und Massenmorde.

Nach dem Scheitern aller internationalen Vermittlungsbemühungen beginnt die NATO (ohne UN-Mandat) am 24. März 1999 mit Luftangriffen gegen serbische militärische Einrichtungen, Infrastruktur und Industrieanlagen; auch Zivilist/innen werden dabei getötet. Im Zuge einer „ethnischen Säuberung“ des Kosovos vertreibt die Regierung Milosevic nun Hunderttausende von Albaner/innen; Armee, Polizei und Paramilitärs begehen in vielen Orten Massaker.

Nach wochenlangen Bombardierungen stimmt Belgrad am 3. Juni 1999 den Forderungen des Westens zu. Kosovo wird von NATO-Truppen (der sogenannten KFOR) besetzt und in ein UN-Protektorat umgewandelt (UN-Resolution 1244 vom 10.6.1999). Im Schatten des NATO-Einmarschs werden viele Serb/innen und Roma vertrieben oder getötet; auch angeblich kollaborierende Albaner/innen werden getötet.

Die Unabhängigkeit des Kosovo

2004 entlädt sich die Unzufriedenheit mit der stagnierenden Nachkriegsentwicklung im UN-Protektorat: Radikale albanische Gruppen greifen serbische Kosovar/innen und Roma an; mindestens 19 Menschen sterben, über 1.000 werden verletzt, Häuser, orthodoxe Kirchen und Klöster zerstört. Um solche radikalen Kräfte zu besänftigen, verhandelt die internationale Gemeinschaft nun den Status des Kosovo neu: als eine „bedingte Unabhängigkeit“ unter Aufsicht der internationalen Gemeinschaft („Ahtisaari-Plan“ von 2007).

2008 kommt es zur Unabhängigkeitserklärung, die von Ländern wie Deutschland und den USA unterstützt wird. Die neue kosovarische demokratische Verfassung vom 15. Juni 2008 basiert dann im Wesentlichen auf dem „Ahtisaari-Plan“.

2012

Bis heute ist die Anerkennung der Unabhängigkeit des Kosovo in der internationalen Politik umstritten. Zwar erkennen mittlerweile knapp 100 Staaten, darunter die Mehrheit der EU-Staaten, die Unabhängigkeit des Kosovo an.Serbien, Russland und China allerdings verweigern sie.

Nach wie vor kann Kosovo wirtschaftlich allein nicht existieren, sondern ist von Zuwendungen von Geberländern, insbesondere der EU, abhängig. Das Kosovo gilt als eines der ärmsten Länder Europas. Die serbisch-kosovarische Mehrheitsbevölkerung im Norden des Landes verweigert die Anerkennung der Unabhängigkeit und konnte bislang nicht integriert werden. UN und EU sind weiterhin im Land engagiert, für die Kosovar/innen gilt innerhalb der EU immer noch Visumszwang.

Als langfristiges Ziel hat die EU für das Kosovo eine Integrationsstrategie definiert, danach bildet die Zusammenarbeit zwischen Serbien und Kosovo eine Vorbedingung für die EU-Integration.

Seit Ende der 1980er Jahre haben rund 400.000 Albaner/innen das Kosovo dauerhaft verlassen. Die Bevölkerung heute wird auf ca. 2,13 Millionen Menschen geschätzt, davon sind über 80% Albaner/innen und 7% Serb/innen. Weitere kleine Minderheiten bilden u.a. Türk/innen und Roma. In Deutschland leben heute zwischen 200.000 und 300.000 Kosovo-Albaner/innen, ca. 20.000 davon in Berlin (s. Erzählungen von Adelina B., Iliriana M., Maria J., Meri B., Rreze A., Shpresa K., Zana B.).

Mazedonien

Mazedonien

Der Name

„Makedonien“ ist ein geografisches und historisches Gebiet auf der Balkanhalbinsel. Der größere, südliche Teil bildet heute die Region „Makedonien“ in Nordgriechenland. Der kleinere nördliche Teil bildet den Staat Mazedonien, der 1991 als „Republik Mazedonien“ seine Unabhängigkeit von Jugoslawien erklärte. Ein weiterer kleiner Teil gehört zu Südwest-Bulgarien.

Das Gebiet

Wie der übrige Balkan untersteht das Gebiet des heutigen Makedonien Jahrhunderte lang der Osmanischen Reich. Nach dem Ende des Zweiten Balkankrieges 1913 wird das Territorium aufgeteilt zwischen Griechenland, Serbien und Bulgarien. 1918 schließlich wird der serbische Teil Makedoniens Serbien eingegliedert, damit dann anschließend dem 1. Jugoslawischen Staat. Sämtliche mazedonische Bewegungen gegen die serbische Vorherrschaft werden erfolgreich unterdrückt.

Der Zweite Weltkrieg

1941 besetzt das deutsche Militär Makedonien. Bulgarien als Partner Nazi-Deutschlands erhält den größten Teil Makedoniens, einige Städte fallen an Italien. Viele Makedonier schließen sich dem Widerstand und dem Partisanenkampf gegen die Besatzung an.

Die projugoslawischen Kommunisten der Partisanenbewegung propagieren eine makedonische Nation und setzen sich gegen die probulgarischen Kommunisten durch.

Die über 7.000 Juden und Jüdinnen Makedoniens sind unter der Besetzung von Diskriminierung und Verfolgung betroffen, viele schließen sich dem Partisanenkampf an. Auf deutschen Wunsch hin werden die jüdischen Makedonier/innen schließlich 1943 in das Vernichtungslager Treblinka deportiert, fast niemand von ihnen überlebt.

Staatsgründung

1944 erfolgt die Gründung der Republik Mazedonien als 6. Republik innerhalb der jugoslawischen Föderation. Im Zuge des Zerfalls Jugoslawiens wird 1991 der unabhängige Staat Mazedonien gegründet. Der offizielle Staatsnamen lautet FYROM (Ehemalige Jugoslawische Republik Mazedonien; Former Yugoslav Republic of Macedonia). Bulgarien unterstützt den jungen Staat, Griechenland und Serbien verweigern die Anerkennung. Die meisten EU-Staaten erkennen den Staat an.

Im März 1992 zieht die jugoslawische Volksarmee aus Mazedonien ab. Um die Lage zu stabilisieren, engagiert sich die internationale Gemeinschaft im Land, zunächst eine Langzeitmission der „Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa“, ab 1993 ein Kontingent der „United Nations Protection Force“ (UNPROFOR). Noch im selben Jahr wird Mazedonien in die Vereinten Nationen aufgenommen.

1999 nimmt das Land Tausende albanische Kriegsflüchtlinge aus dem Kosovo auf.

Bürgerkrieg 2001

2001 kommt es vor allem im Nordwesten des Landes zu einem Bürgerkrieg, ausgelöst durch Kämpfe zwischen albanischer Guerilla einerseits, die stärkere Minderheitenrechte durchsetzen will, und mazedonischer Polizei und Armee andererseits. Auch wegen des Engagements seitens der EU und der USA wird noch im selben Jahr ein Friedensvertrag abgeschlossen und ein Ausgleich zwischen den Konfliktparteien erzielt. 2005 schließlich erhält Mazedonien den Status eines EU-Beitrittskandidaten und 2009 nehmen Mazedonien und Kosovo volle diplomatische Beziehungen auf.

2012

Das Land hat heute rund 2 Millionen Einwohner/innen. Die größte Bevölkerungsgruppe bilden mit über 60% Mazedonier/innen, gefolgt von rund 25% Albaner/innen. Weitere Minderheiten sind u.a. Türk/innen und Roma, daneben ca. 200 Juden und Jüdinnen. Das Hauptsiedlungsgebiet der überwiegend muslimischen Albaner/innen grenzt an Albanien und Kosovo.

Ungelöst ist nach wie vor der Streit mit Griechenland um den Staatsnamen; er blockiert die Beitrittsverhandlungen zur EU (s. Erzählung Dafina P.).