Bezirksamt Mitte lässt einen Platz verschwinden – Berliner Geschichtswerkstatt klagt gegen die Beseitigung des „Platz der Märzrevolution“

Am 18. März 1998, zum 150-jährigen Jubiläum der Märzrevolution war eine  genau bezeichnete Fläche nahe dem heutigen Gorki-Theater in „Platz der Märzrevolution“ benannt worden. Grund für die Benennung: Im Jahr 1848 tagte von Mai bis September die nach der Revolution gewählte Preußische Nationalversammlung in dem Gebäude der damaligen Singakademie, heutiges Maxim-Gorki-Theater. Straßenschilder wurden 1998 nicht aufgestellt. Auf diesen Mangel haben in der Vergangenheit zahlreiche Gruppen und Einzelpersonen aufmerksam gemacht, unter anderem die Berliner Geschichtswerkstatt.

Die Behandlung eines 2024 gestellten Antrags zur Aufstellung von Schildern in der BVV-Mitte endete schließlich damit, dass das Bezirksamt, das jahrelang von der Existenz des Platzes ausging, plötzlich durch die Verkündung im Amtsblatt vom 11. April 2025 erklärte, die Sache habe sich „auf andere Weise erledigt“, da es den Platz nicht mehr gebe.

Platz der Märzrevolution am 18. März 2025 (Foto: Archiv der Berliner Geschichtswerkstatt)

Gegen diese juristisch unhaltbare Bekanntgabe hat die Berliner Geschichtswerkstatt heute Klage vor dem Berliner Verwaltungsgericht erhoben.

Der Platz ist mitnichten untergegangen und existiert noch, wie sich jede und jeder vor Ort überzeugen kann. Die Fläche besteht aus einem öffentlichen Teil und dem Teil, der der Singakademie im Jahr 2013 rückübertragen wurde. Das Denkmal für Heinrich Heine steht auch lautbezirkseigenen Internetseite  auf dem „Platz der Märzrevolution“ (https://www.berlin.de/ba-mitte/ueber-den-bezirk/sehenswertes/denkmaeler/denkmaeler-suchen/index.php/detail/42).

Der Platz der Märzrevolution erinnert damit neben dem Platz des 18. März vor dem Brandenburger Tor in Berlin-Mitte an eine der bedeutendsten Phasen der demokratischen Geschichte unseres Landes. Der Benennungen sind eine kleine Kompensationsmaßnahme für dutzende von Straßennamen nach preußischen Königen, Prinzessinnen, Generälen etc., die damals geistig oder tatsächlich auf der anderen Seite der Barrikade gestanden haben.

Das Verhalten des Bezirksamts ist keine Glanzleistung auf dem Gebiet der Kulturpolitik. Statt an die demokratischen Traditionen unserer Geschichte zu erinnern, lässt die Behörde einfach einen Platz verschwinden, der sich aber weiterhin in allen Navigationssystemen und auch bei Google Maps und Openstreetmap finden lässt. Und das ist auch gut so.

Platz der Märzrevolution am 18. März 2024 (Foto: Archiv der Berliner Geschichtswerkstatt)