Chronik 1991-2000

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1991

„Juden in Kreuzberg“

Dieses Projekt versucht die ca. 250 Jahre alte Geschichte der jüdischen Bevölkerung auf dem Gebiet des heutigen Kreuzbergs mit der allgemeinen Stadt- bzw. Bezirksgeschichte in Verbindung zu bringen. Es geht vor allem um die alltagsgeschichtliche Konkretisierung der Entwicklung und Veränderung im Verhältnis von Juden und Nichtjuden. Mit Unterstützung des Bezirksamts Kreuzberg und dem Jüdischen Museum können eine Ausstellung und ein umfangreiches Buch realisiert werden.

Niemandsland – Das letzte Jahr der DDR

Ausstellung mit Fotos von Thomas Münzfeger in Zusammenarbeit mit dem Heimatmuseum Wilmersdorf.

Historische Schiffsrundfahrten

Neue Themenfahrten: „Vom Oberbaum zum Unterbaum“ mit gleichnamiger Begleitbroschüre und „Auf nach Köpenick“.

1992

Neue Verhältnisse

Grundsätzlich gilt für dieses Jahr: Der Verein muss seinen Platz in den veränderten politischen Verhältnissen Berlins ohne Mauer finden.

Forschungsprojekt

Beginn des Forschungsprojekts „Alltagsgeschichte der Arbeitsimmigrant*innen und ihrer Familien in Berlin seit 1961“(Lotto-Projekt).

Frauen

Arbeitsgruppe „FROUWE – die politischen Partizipation von Frauen in Ost und West von 1945 bis 1989“.

Alliierte in Berlin

Beginn des Projekts „Alliierte in Berlin 1944 bis 1994“

1993

„… ‚da sind wir keine Ausländer mehr’. Eingewanderte ArbeiterInnen in Berlin 1961-1993“

Das Projekt beschäftigt sich mit dem Leben von Ausländer*innen in Berlin seit den frühen 60er Jahren. Gegenstand der Untersuchung sind Ursachen und Entwicklungen der Migration. Mit Methoden der Oral History soll der Alltag von Einwander*innen (Arbeit, Wohnen, Schule, Familie, Gesundheit etc.) in seiner historischen Entwicklung dokumentiert werden. Wanderausstellung und Herausgabe eines gleichnamigen Buches.

Historische Schiffsrundfahrten

Neue Themen: „40 Jahre DDR“, „Hurra – Wir sind wiedervereinigt“ und „Einwanderungsstadt Berlin“. Neue Publikation: „Immer den Frauen nach! Spaziergang am Landwehrkanal zur Berliner Frauengeschichte.

Bustouren

Neben den Schiffsfahrten wird in diesem Jahr auch mit Bustouren experimentiert. Die Busfahrt beinhaltet zwei kürzere Spaziergänge, einen Besuch bei einer Organisation einer Berliner Minderheit und ergänzendes Foto- und Musikmaterial. Am Ende der Saison wird dieses Projekt jedoch eingestellt.

Werkstattgespräch

Gedenkstätte Sachsenhausen: Zum Stand der Neukonzeption und die derzeitige Forschungs- und Quellenlage nach Öffnung der Archive, Referent: Günter Morsch, Gedenkstättenleiter.

NS-Zwangsarbeit

„Entdeckung“ des letzten, komplett erhaltenen Berliner Zwangsarbeiterlagers durch die Planergemeinschaft Durbach / Kohlbrennen.

Archiv/Bibliothek

Beginn der elektronischen Datenerfassung der Bibliotheks- und Archivbestände.

1994

Historische Schiffsrundfahrten

Die Dampfergruppe feiert zehnjähriges Jubiläum. Neue Themen: Kreuzberg, Treptow; Neukölln.

NS-Zwangsarbeit: „Verdrängte Geschichte“

Beginn des Projektes „Verdrängte Geschichte – Zwangsarbeiterlager der NS-Zeit in Berlin-Niederschöneweide“. Informationsveranstaltung in der Begegnungsstätte PRO, Berlin-Treptow.

Werkstattgespräch

50 Jahre Kriegsende.

Archiv / Bibliothek, Publikation

Das Buch „Alltagskultur, Subjektivität und Geschichte – Zur Theorie und Praxis von Alltagsgeschichte“ erscheint.

Die Interview-Archivgruppe bietet Methodenseminare zur Führung und Auswertung narrativer Interviews an.

1995

„NS-Zwangsarbeit“

Beginn der Kontaktaufnahme zu Verbänden ehemaliger Zwangsarbeiter*innen und zu den Stiftungen in den Niederlanden, Tschechien, Polen und der ehemaligen Sowjetunion. Engagement für die Entschädigung der ehemaligen Zwangsarbeiter.

Open-Air-Ausstellung zur Zwangsarbeit im nationalsozialistischen Berlin auf dem Gelände des letzten noch erhaltenen Lagers in Berlin-Niederschönweide zusammen mit der Antifa Treptow. Das „vergessene Lager“ wird unter Denkmalschutz gestellt.

Ausstellung „Totaleinsatz“

Die vom Verband der tschechischen „Totaleingesetzten“ selbst konzipierte Ausstellung wird übersetzt und mit einem Begleitprogramm in Berlin gezeigt. Dies ist die erste Ausstellung in Deutschland, in der sich ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter selbst zu Wort melden.

Zeitzeugengespräche

Zeitzeugengespräch in Kooperation mit der Friedrich-Ebert-Stiftung, dem Verein der Freunde der Tschechen und Slowaken und der Antifa Treptow: „Euch, die Ihr das nicht erlebtet …“ – Erinnerungen tschechischer Fremdarbeiter an Deutschland 1939-1945.

Gedenkveranstaltung niederländischer Zwangsarbeiter in Niederschöneweide.

Historische Schiffsrundfahrten

Neue Themen: „Wir machen Musik“, „Krieg und Frieden“, „Insel Westberlin“, „Fünf Jahre und kein Ende“.

1996

Ausstellung „Das vergessene Lager“

Die Ausstellung „Das vergessene Lager“ wird in der Galerie „Olga Benario“ in Neukölln gezeigt.

Veranstaltungsreihe im Rahmen dieser Ausstellung mit Zeitzeugen- und Werkstattgesprächen und Podiumsdiskussionen.

Symposium NS-Zwangsarbeit

Internationales Symposium über Fragen zur Forschung und Entschädigung von Zwangsarbeiter*innen des Zweiten Weltkrieges in Deutschland unter Mitwirkung der Berliner Geschichtswerkstatt.

Zu diesem Thema erscheint die Publikation von Rimco Spanjer u. a. (Hrsg.): „Zur Arbeit gezwungen. Zwangsarbeit in Deutschland 1940 – 1945“. Rundgänge über das Barackengelände in Niederschöneweide am Tag des Offenen Denkmals (in mehreren Jahren).

Zeitzeugengespräch und Stadtrundfahrt mit ehemaligen Zwangsarbeiter*innen in Kooperation mit dem Museumspark Rüdersdorf bei Berlin.

„Innensichten und Außenwirkung: die American Community der US Army in Berlin“

Ausstellung der Alliierten-Projektgruppe in Zusammenarbeit mit der „Arbeitsgemeinschaft Bildung und Politik“ im Laden der Berliner Geschichtswerkstatt.

Im Verlauf der Ausstellung zwei Werkstattgespräche mit Zeitzeugen: „Fraternisierungsverbot und Ami-Liebchen“ und „From Duppel to Truman Plaza: die Berlin American Community in den Jahren 1965 bis 1989“.

Archiv

Aufbau eines Spezialarchivs: Sammlung von Erinnerungsberichten, Fotos und Dokumenten ehemaliger Zwangsarbeiter*innen aus den Niederlanden, Tschechien, Polen, der Ukraine und Weißrussland. Archivierung und Erschließung dieses Themas, zu dem zusätzlich ein „Findbuch“ ausgearbeitet wird.

Historische Schiffsrundfahrten

Neue Themen: „Multikulti-Tour“, „Lesbische Frauengeschichte“.

Publikation „Neue Passagen“

Im Rahmen der wiederholt zu den historischen Schiffsrundfahrten herausgebrachten Begleitbroschüren erscheint der Band „Neue Passagen“ zur Stadtgeschichte am Landwehrkanal.

„AEL Großbeeren & Stalag III in Luckenwalde“

Im Juli beginnt die Spurensuche in Großbeeren (Arbeitserziehungslager) und in Luckenwalde (Kriegsgefangenenlager Stalag III). Gedenkveranstaltung im AEL Großbeeren folgt im September.

1997

„Arbeit für den Feind – Zwangsarbeiteralltag in Berlin und Brandenburg 1939 – 1945“

Sammlung von Briefen und Fotos ehemaliger Zwangsarbeiter*innen. Publikation ausgewählter tschechischer Briefe in einer Broschüre.

Mitarbeit an der Publikation und dem Ausstellungsprojekt der Humboldt-Universität.

„Ackern für Deutschland“

Ausstellung und Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der Galerie „Olga Benario“ zur Geschichte und Gegenwart der Ausländerbeschäftigung seit 1871.

Publikation

„Ich fürchte die Menschen mehr als die Bomben“. Aus den Tagebüchern von drei Berliner Frauen 1938 – 1946, Buchvorstellung von Angela Martin und Claudia Schoppmann.

Historische Schiffsrundfahrten

Neue Themen: „Rebellisches Berlin“, „Altbau – Neubau – Umbau“, „Jüdische Geschichte“, „Berlin in den 40er Jahren“.

Buchverkauf

Im September übernimmt Stefan May die Organisation des Buchverkaufs in unserem Laden und baut diesen in den folgenden Jahren kontinuierlich Zug um Zug auf das heutige Sortiment zur Berliner Alltags- und Regionalgeschichte des 20. Jahrhunderts aus.

1998

Projektgruppe „NS-Zwangsarbeit“eins

Ausstellung mit Reproduktionen aus zeitgenössischen Quellen im Laden der Berliner Geschichtswerkstatt. Erarbeitung einer Begleitbroschüre. Vorstellung des Spezialarchivs Zwangsarbeit auf einer Tagung in der Gedenkstätte Sachsenhausen.

„Totaleinsatz“

Publikation der Broschüre „Totaleinsatz. Zwangsarbeit in Berlin 1943 – 1945. Tschechische ZeitzeugInnen erinnern sich.“

Begegnung

Besuch ehemaliger polnischer Zwangsarbeiter des Heinkel-Konzerns.

„1848/1948 – Eine missverstandene Revolution“

Eine Arbeitsgruppe untersucht die Geschichte der Würdigungen der Märzrevolution von 1848 in Ost- und Westberlin.

Aktion 18. März

Friedliche „Erstürmung des Zeughauses“ als Mahnung an das dort ansässige DHM, eine Ausstellung zum Thema zu erarbeiten.

Veranstaltung

150 Jahre Revolution 1848 : Humoristische Skizzen aus dem deutschen Handelsleben. Texte des Revolutionsdichters Georg Weerth, in Szene gesetzt von Helmut Krauss und Peter Schlesinger.

„Jüdisches Leben im Wedding“

Im Metropol-Verlag erscheint das Buch „Am Wedding haben sie gelebt. Lebenswege jüdischer Bürgerinnen und Bürger“.

1999

Website

Die Berliner Geschichtswerkstatt findet ihren Weg ins Internet. Die Website www.berliner-geschichtswerkstatt.de geht online.

„Frauen an der Spree. Ein Spaziergang durch die Geschichte“

Die langjährigen Recherchen für die regelmäßigen Schiffsrundfahrten zur Berliner Frauengeschichte werden auch schriftlich veröffentlicht: Nach der Broschüre zur Strecke am Landwehrkanal 1993 folgt jetzt ein Buch über Frauen an der Spree.

CD-ROM zur Revolution 1848

„Berlin 1848. Texte, Bilder und Gesänge zu den revolutionären Märzereignissen“, herausgegeben von der Geschichtswerkstatt.

Publikation „Wahnsinn“ mit Ausstellung

Zusammenfassung von Zeitzeugenberichten zum Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 in einer Publikation. Fotoausstellung im Laden der Berliner Geschichtswerkstatt und im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.

„Polnische zivile Zwangsarbeiter“

Zusammenfassung von Zeitzeugenberichten zum Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989 in einer Publikation. Fotoausstellung im Laden der Berliner Geschichtswerkstatt und im Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie.

Begegnungen

Besuch ehemaliger Heinkel-Zwangsarbeiter aus Poznan in Berlin und Oranienburg.

Begegnung mit polnischen ehemaligen Zwangsarbeiter*innen in Lódz.

Recherche nach heute noch existierenden Berliner Zwangsarbeitsfirmen im Auftrag des American Jewish Commitee. Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit für die Entschädigung.

„Zwei Ministerien in historischer Umgebung“

Die Bundesministerien für Wirtschaft/Technologie und für Verkehr/Bau- und Wohnungswesen am Invalidenpark in Berlin-Mitte. Publikation in Zusammenarbeit mit der ÖTV Berlin.

2000

Projektgruppe „NS-Zwangsarbeit“: „Berliner Liste“

Veröffentlichung der Zusammenstellung von 79 Berliner Firmen, die in mittelbarem oder unmittelbarem Zusammenhang mit Firmen stehen, die in der NS-Zeit Zwangsarbeiter*innen beschäftigten.

Gedenktafeln in der Joachimsthaler Straße

Auf Initiative der Geschichtswerkstatt erinnert das Bezirksamt Charlottenburg mit einer Gedenktafel am ehemaligen Allianz-Gebäude in der Joachimsthaler Straße an tschechische Zwangsarbeiter*innen, die dort ums Leben kamen. Besuch einer Delegation des tschechischen Verbandes der Totaleingesetzten.

Eine zweite Gedenktafel wird in der Joachimsthaler Straße eingeweiht. Sie erinnert an 18 tschechische Gewerbeschüler aus Ostrava, die bei ihrem Arbeitseinsatz in der Technischen Nothilfe selbst Opfer des Bombenkrieges wurden.

Begegnung, Spurensuche, Publikation

Ein umfangreiches Begegnungsprogramm mit 18 ehemaligen Zwangsarbeiter*innen aus Lódz (Polen) in Berlin wird in einer zweisprachigen Broschüre und in einem Dokumentarfilm von Wilma Pradetto festgehalten. Im November Begegnung und Spurensuche mit zwei polnischen ehemaligen Zwangsarbeiter*innen in Rudow, Adlershof, Kreuzberg und Fehrbellin.

Enge Kooperation mit dem Ausstellungsverbund der Bezirks-museen zum Thema Zwangsarbeit.

„Zwangsarbeit in Berlin 1940 – 1945“

Aus den zugesandten Briefen ehemaliger Zwangsarbeiter*innen wird eine Auswahl unter dem Titel „Zwangsarbeit in Berlin 1940 – 1945. Erinnerungsberichte aus Polen, der Ukraine und Weißrussland“ veröffentlicht. Präsentation des Buches mit Zeitzeuginnen im Literaturhaus Berlin.

Vorstellung des Berliner Appells zur Zwangsarbeiterentschädigung anlässlich der Ausstellung „Ostarbeiterinnen“ in der Marienkirche in Berlin-Mitte.

Zusätzlich wird am Tag der Verabschiedung des Stiftungsgesetzes im Deutschen Bundestag eine Ausstellung über Ostarbeiter im Roten Rathaus in Zusammenarbeit mit Maritschka Schubert und Kontakte e. V. eröffnet.

Dokumentationszentrum NS-Zwangsarbeit

Im August und September findet die konzeptionelle Arbeit sowie Lobbyarbeit für ein Informations- und Dokumentationszentrum zur NS-Zwangsarbeit in Niederschöneweide statt.

Historische Schiffsrundfahrten: Publikation

Analog zu „Frauen an der Spree“ erscheint ein Jahr später „Den Frauen nach. Ein Spaziergang am Landwehrkanal“.