1981
Vereinsgründung
Gründung der BGW am 25.Mai 1981 im „blauen Salon“ des Mehringhofs in Kreuzberg. Die Hausbesetzerbewegung (siehe Medienpaket in der Publikationsliste) und ein Projekt zu Berlin 1945 mit einer Werkausstellung bei der Berliner „Volks-Uni“ heben die Berliner Geschichtswerkstatt aus der Taufe.
Stadtrundgänge
Alternative und antifaschistische Stadtrundgänge werden organisiert und durchgeführt.
1982
Umzug in den eigenen Laden
Die Geschichtswerkstatt zieht nach Schöneberg in die Goltzstraße 49. Die Forumsdiskussionen werden auf Freitag verlegt. Erste Themen sind: „Arbeit im Krieg“ und „Weibliche Angestellte – Lebensbedingungen, Arbeit und Organisation“. Außerdem führen die Archivgruppe, das Projekt 33 und die AG zur Berliner Nachkriegsgeschichte ihre Arbeit weiter.
Berliner Nachkriegsgeschichte
Ausstellung im Rahmen der Berliner „Volks-Uni“ an der Freien Universität Berlin.
1983
„Projekt: Spurensicherung. Alltag und Widerstand im Berlin der 30er Jahre“
Die Ausstellung im „CATO“ (ehemaliges Kaufhaus) in Kreuzberg zeigt eine Vielfalt von Zugängen zur Alltags- und Widerstandsgeschichte in Familienalben, Zigarettenbildchen, dem Leben in Laubenkolonien, Tarnschriften, Kabarett, Varieté und Film. Dazu gleichnamige Begleitbroschüre.
„33-Projekt“
Erstes Produkt eines Zusammenschlusses von Interessierten und Initiativen im Umfeld des Mehringhofs (Berlin-Kreuzberg) als Reaktion eines Aufrufes zur Bildung einer „Werkstatt Geschichte“.
Rundgänge durch West-Berlin
Zusammenstellung von Rundgängen durch einige Bezirke West-Berlins zum Thema „50 Jahre Machtergreifung der Nationalsozialisten“ wird zur ersten Publikation der Neugründung „Berliner Geschichtswerkstatt“, erschienen als Sonderdruck aus Stattbuch 3 Berlin.
„Vom Wandervogel zu den Halbstarken“
Erste öffentlichkeitswirksame Veranstaltungsreihe zur Geschichte der Jugendbewegungen in Berlin. Dokumentation im Buch „Vom Lagerfeuer zur Musikbox“, erschienen 1985.
Spurensicherung in Charlottenburg
„Spurensicherung des Widerstands und Alltags im Faschismus in Charlottenburg“, Ausstellung und Publikation.
Rundbriefe
Seit diesem Jahr informiert der Verein die Mitglieder regelmäßig in Rundbriefen über seine Aktivitäten.
1984
Arbeitsgruppe Historische Stadtrundfahrten mit dem Schiff
Beginn der Historischen Stadtrundfahrten mit dem Schiff. Überblicksfahrten zur Stadtgeschichte mit dem Titel „Ab durch die Mitte“. Dazu erste Broschüre „Passagen – Stadtgeschichte am Landwehrkanal“ von Jürgen Karwelat.
„Oberwasser und Tiefgang“
Laien-Theatergruppe, entstanden im Rahmen einer Ausstellung zum Thema „Kabarett im Faschismus“.
Geschichtsfest in Berlin
Erstes bundesweites Treffen von Geschichtswerkstätten, Laienhistoriker*innen und Berufshistoriker*innen mit über 700 Personen aus Berlin, der Bundesrepublik und dem europäischen Ausland (Schweiz, Italien, Schweden, Dänemark, Frankreich u. a.). Mehrtägige Tagung mit etwa 30 Workshops rund um alle Themen der alternativen Geschichtsforschung; inklusive Stadtrundfahrten und Begleitveranstaltungen (z. B. Seminaren).
Ausstellungsprojekte
Beginn der Arbeit an drei Ausstellungsprojekten über den Wedding, den Lindenhof und die Rote Insel in Schöneberg, die 1987 im Rahmen der 750-Jahr-Feier Berlins gezeigt werden sollen.
1985
„Nachgegraben“
Symbolische Grabungsaktion des „Aktiven Museums“ unter Beteiligung der Berliner Geschichtswerkstatt auf dem Prinz-Albrecht-Gelände, dem ehemaligen Gestapo-Gefängnis, mit der Forderung nach Einrichtung einer Gedenkstätte. Im Mai kommt es zur Grundsteinlegung des „Aktiven Museums“.
„Februarkämpfe in Berlin“
Ausstellung und Lesung, u. a. mit dem Schriftsteller Heinz Knobloch, im Wedding, in Kreuzberg und in Schöneberg.
Außerdem nimmt die Nachkriegsgruppe im Rahmen der GEW an einer Ausstellung vor dem Reichstag teil.
„Untergang oder Befreiung“
Ausstellung im Laden der Berliner Geschichtswerkstatt mit Zeitungsausschnitten, unveröffentlichten Fotos und Videofilm zum Thema „40 Jahre Kriegsende“.
Veranstaltung zum Gedenken an Albrecht Haushofer in Moabit. Mit einer Textkollage aus Gedichten, Originaltexten und Erläuterungen erinnert die BGW an die Ermordung von 18 politischen Gefangenen am 22./23. 4.1945 durch die SS.
Außerdem nimmt die Nachkriegsgruppe im Rahmen der GEW an einer Ausstellung vor dem Reichstag teil.
„Der Fortschritt ist rechteckig“
Eine Ausstellung im Laden der Berliner Geschichtswerkstatt. Gezeigt werden Ölbilder von Peter Hutter, der sich mit seinen Werken zwischen Superrealismus und Surrealismus bewegt.
1986
Jubiläum und Filiale
Die Geschichtswerkstatt feiert ihr fünfjähriges Jubiläum. Und sie hat eine Filiale. Nach langem, intensiven Suchen findet die Nachkriegs-AG einen Laden in der Malplaquetstraße im Wedding.
Alle Aktivitäten, z. B. Initiierung von diversen Gesprächskreisen und Seminaren des Vereins in diesem Jahr, stehen ganz unter dem Stern der kommenden 750-Jahr-Feier Berlins.
Publikation
„’Insel‘ Moabit – Eine Dreiviertel-Rundfahrt mit dem Schiff“ von Jürgen Karwelat.
1987
Publikation
„Landgang in Berlin. Stadtgeschichte an Landwehrkanal und Spree“, Nr. 1 der Reihe „Berliner Geschichtswerkstatt“ im Nishen-Verlag.
„Die Rote Insel. Berlin-Schöneberg. Bruchstücke zu einer Stadtgeschichte“
Präsentation der Ausstellung zur 750-Jahr-Feier Berlins.
Das Gebiet links und rechts der Kolonnenstraße in Schöneberg, eingerahmt von den S-Bahnlinien, wurde bekannt unter dem Namen „Rote Insel“. Die Mehrzahl der Bewohner waren Arbeiter, die die politische Kultur dieses Kiezes entscheidend prägten. Die Projektgruppe setzte sich zum Ziel, die heute weitgehend verschüttete Geschichte dieses Stadtteils wieder aufzudecken, wobei es insbesondere um die alltäglichen Lebensbedingungen der Bewohner, um die strukturellen Voraussetzungen und Veränderungen dieses Alltages und um seine Brüche und Kontinuitäten im Bewusstsein der „Insulaner“ ging. Die Ausstellung wird im ehemaligen Pferdomnibus-Depot in der Kolonnenstraße gezeigt. Die Arbeitsergebnisse des Projektes werden in dem 1987 veröffentlichten Buch „Die Rote Insel“ präsentiert. Zu der Ausstellung, die im Begleitprogramm auch zehn Stadtrundgänge anbietet, kommen ca. 4800 Besucher*innen.
„Der Wedding – hart an der Grenze. Weiterleben in Berlin nach dem Krieg“
Am Beispiel des traditionellen Arbeiterbezirks Wedding wird der Alltag, der Neubeginn und der tägliche Überlebenskampf im Berlin der Nachkriegszeit erforscht und dokumentiert. Ausstellungsort: neue Nazarethkirche am Leopoldplatz, Begleitpublikation: „Der Wedding – hart an der Grenze“. Auch diese Ausstellung wird mit ca. 2000 Besucher*innen sehr gut angenommen. Zusammenarbeit mit dem „Sputnik“-Kino, das eine Filmreihe zu diesem Thema zeigt.
„Das war ’ne ganz geschlossene Gesellschaft hier: Der Lindenhof“
Der Lindenhof ist eine genossenschaftlich organisierte, sozialdemokratisch geprägte Wohnsiedlung im Süden Schönebergs, die ab 1918 nach wohnreformerischen Ideen der Weimarer Zeit erbaut wurde. In vierjähriger Projektarbeit erforscht die Arbeitsgruppe diese Siedlung nach architekturgeschichtlichen, lokalhistorischen und alltagsgeschichtlichen Gesichtspunkten. Die Ausstellung, die im Lindenhof gezeigt wird, hat ungefähr 2400 Besucher*innen. Es erscheint eine gleichnamige Begleitpublikation.
„Mobiles Museum“
Umbau eines ausgemusterten Doppeldeckerbusses der Berliner Verkehrsbetriebe für Wanderausstellungen. Die ersten drei Ausstellungen:
„Euthanasie-Aktion T4 – Die Mordzentrale in der Tiergartenstraße 4“. Ausstellung und Begleitveranstaltungen in der Tiergartenstraße vor der Philharmonie.
Beitritt Berlins zum Städtebündnis Hiroshima/Nagasaki, eine Aktion des Deutsch-Japanischen Friedensforums anlässlich der Eröffnung des „Japanisch-Deutschen Zentrums Berlin“ im Gebäude der ehemaligen japanischen Botschaft im Tiergarten.
Protestaktion gegen das geplante Deutsch Historische Museum, Ausstellung mit Gegenkonzeptionen während der Grundsteinlegung im Tiergarten.
„Feldpostkarten im Ersten Weltkrieg“
Präsentation einer Auswahl von mehreren Feldpostkarten, die dem Vereinsarchiv geschenkt wurden. Ausstellung im Laden der Berliner Geschichtswerkstatt.
1988
Straßennamen
Kritische Aufarbeitung der Benennung und Umbenennung von Berliner Straßennamen, die im Zuge der Vereinigung der beiden Stadthälften Berlins besonders aktuell wurde. Mehrteiliger Ausstellungszyklus im „Mobilen Museum“, Begleitpublikation „Sackgassen – Keine Wendemöglichkeit für Berliner Straßennamen“.
Publikation
Zum selben Thema: Nachdruck der Originalausgabe des „Berliner Stadtplans von 1946“ in gefalteter wie gerollter Form. Bis heute einer der Dauerbrenner unseres Buchverkaufs.
„… als wäre es nie gewesen. Juden am Ku’damm“
Erinnerung an das Leben einzelner Juden, die Arbeit der jüdischen Gemeinde und jüdischer Vereine, sowie an die Verfolgung und Ermordung der Juden im Nationalsozialismus. Straßenausstellung entlang des Kurfürstendamms (in Zusammenarbeit mit der “Tageszeitung“), zu welcher ebenfalls eine Begleitpublikation erscheint.
Russen-Bilder, Berlin 1945
Für die Ausstellung mit Begleitbroschüre, die ca. 4500 Besucher*innen anzog, sammelte die Berliner Geschichtswerkstatt Bilder, die von Soldaten und Soldatinnen der Roten Armee in Berlin 1945/46 aufgenommen wurden. Ausstellung im Deutsch-Russischen Museum in Berlin-Karlshorst sowie im „Mobilen Museum“ 1988 am Wittenbergplatz und 1989 am Breitscheidplatz. Und nochmals im Mai 1990 im Haus der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft im Osten der Stadt.
„Mobiles Museum“
Erarbeitung und Durchführung themenorientierter Fahrten:
Frauengeschichte und Litera-Tour. Neue Publikationen: „Berlins südliche Gestade – Stadtgeschichte an Neuköllner Kanälen“ und „Down by the River. A Historical Guide to Sightseeing along Berlin’s Waterways“.
Historische Schiffsrundfahrten
Präsentation einer Auswahl von mehreren Feldpostkarten, die dem Vereinsarchiv geschenkt wurden. Ausstellung im Laden der Berliner Geschichtswerkstatt.
1989
„Ansteckende Maßnahmen“
Diskriminierung hat Hintergründe. Der Umgang mit AIDS und die Aufklärung über AIDS machen Geschichte. Ausstellung im „Mobilen Museum“ an verschiedenen Standorten in Berlin. Begleitbroschüre „Ansteckende Maßnahmen. Eine Ausstellung zum gesellschaftlichen Umgang mit AIDS“.
„Reps, Rechts, Ächtz“
Eine Ausstellung im „Mobilen Museum“ in Zusammenarbeit mit der Elefantenpress-Galerie.
„Danckelmann-Kiez“
Die „Charlottenburg-Gruppe“ bietet regelmäßige Rundgänge durch das „Schlossviertel“ (später auch Sanierungsgebiet Klausenerplatz genannt) an, auf denen den Anwohnern die Themenschwerpunkte Stadtgeschichte, Gewerbe und politische Geschichte vermittelt werden. Die Dokumentation der Rundgänge erscheint in der Begleitpublikation „Rund um den Klausenerplatz“.
Ausstellung „Rote Insel“
Präsentation der Ausstellung im „Museum Arbeiterleben um 1900“ im Mai in der Husemannstraße (Prenzlauer Berg). Verschiedene Begleitveranstaltungen, u. a. eine, die zum Grundstein der im folgenden Jahr gegründeten Ostberliner Geschichtswerkstatt wird.
Begegnung
Diskussionsveranstaltung mit Mitgliedern der sowjetischen Bewegung „Memorial“. Über Zeitzeugenbefragungen und Dokumentensammlungen versucht die Bewegung, die stalinistische Vergangenheit aufzuarbeiten.
„Hurrah, endlich Krieg! – Das Augusterleben 1914“
Mittelpunkt des Projektes ist der August 1914, seine ökonomische und militärische Vorbereitung, vor allem aber die ideologische, kulturelle und „seelische“ Einstimmung auf den Ersten Weltkrieg. Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien, Kreuzberg. Im Anschluss erscheint das Buch „August 1914. Ein Volk zieht in den Krieg“.
Gedenktafel für die Opfer der Nazi-Euthanasie-Verbrechen
Sie wird nicht zuletzt auf Druck des Initiativkreises der „T4“-Ausstellung des „Mobilen Museums“ am 1. September, dem 40. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkrieges und der Euthanasie-Verbrechen, in der Tiergartenstraße durch den Berliner Senat enthüllt.
Publikation
Erna Proskauer: Wege und Umwege. Erinnerungen einer Rechtsanwältin.
1990
„Ab durch die Mitte“
Im März führen die Dampferfahrten erstmals durch die historische Mitte Berlins. Weitere Themen kommen hinzu: Rund um Moabit; Rund um Treptow-Neukölln.
„Von Krenz zu Kohl“
Foto-Wanderausstellung zur „Wende“ in der DDR im „Mobilen Museum“ am Alexanderplatz und am Breitscheidplatz.
„Jüdisches Leben im Wedding“
Dieser Arbeitsgruppe geht es um die lokalgeschichtliche Aufarbeitung des vielfältigen jüdischen Lebens im Berliner Wedding wie auch um allgemeine Fragestellungen zum Thema Antisemitismus. Mit finanzieller Unterstützung des Bezirksamts Wedding kann eine Ausstellung realisiert und 1998 das Buch „Am Wedding haben sie gelebt – Lebenswege jüdischer Bürgerinnen und Bürger“ veröffentlicht werden.
„Laube, Parzelle, Kolonie“
Ausstellung des Museums „Berliner Arbeitsleben um 1900“ Prenzlauer Berg in Zusammenarbeit mit der Berliner Geschichtswerkstatt im „Mobilen Museum“. Im Verlauf dieser Wanderausstellung wird der Ausstellungsbus des „Mobilen Museums“ durch Vandalismus zerstört und muss verschrottet werden.
„Berlin und Brandenburg – vom Zusammenwachsen einer Region“
Die 80 Tafeln umfassende Ausstellung hat das Verhältnis von Berlin und Brandenburg zum Thema, das nicht nur historisch, sondern auch auf gegenwärtige und zukünftige Probleme hin untersucht wird. An Entstehung und Herstellung waren auch viele Mitarbeiter der Berliner Geschichtswerkstatt beteiligt.