
Erich Mühsam (1878-1934)
Die Nationalsozialisten haben vielen Teilen Berlins ihren ideologischen Stempel dadurch aufgedrückt, dass sie Straßen umbenannt und ihnen Namen nach Wegbereitern des Nationalsozialismus gegeben haben. Der in den 1920er Jahren erbaute Stadtteil Gartenstadt Tempelhof wurde militarisiert. Am 21. April 1936, dem „Tag der Luftwaffe“, bekamen 16 Straßen neue Namen, nämlich die Namen von „Fliegerhelden“ des Ersten Weltkriegs. Prominentste Umbenennung war der neue Name für die größte Straße, den Hohenzollerncorso, die nach dem „Fliegerhelden“ Manfred von Richthofen benannt wurde.
Nach dem Zweiten Weltkrieg plante der Berliner Magistrat völlig neue Straßennamen für das Viertel. Die Flieger sollten durch pazifistische Schriftstellerinnen und Schriftsteller abgelöst werden. Für die Manfred-von-Richthofenstraße war Mühsamstraße vorgesehen. Auch Berta von Suttner, Ernst Toller, Georg Büchner, Franz Werfel und weitere Schriftstellerinnen und Schriftsteller sollten auf die Straßenschilder. Es kam aber nicht dazu. Der Stadtplan von 1946 blieb an dieser Stelle ein Plan. Nahezu alle Straßen tragen bis heute die Namen aus der Nazi-Zeit.
Wir machen einen realen Rundgang durch das nicht realisierte „Pazifistenviertel“. Wir hören vom Leben der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die geehrt werden sollten, und warum dies nicht geschah. Die Zitate aus ihren Werken werden vom Schauspieler Elmar Gutmann vorgetragen.