Ort: Berliner Geschichtswerkstatt, Goltzstraße 49, 10781 Berlin-Schöneberg
Werkstattgespräch mit der Autorin Rhena Stürmer
Moderation: Peter Lassau, Berliner Geschichtswerkstatt e.V.

In ihrer kollektivbiografischen Studie beleuchtet Rhena Stürmer die linkskommunistische Bewegung der frühen Weimarer Republik. Im Zentrum ihrer Arbeit stehen die Lebensläufe von Karl Schröder (1884-1950), Alexander Schwab (1887-1943), Bernhard Reichenbach (1888-1975) und Adam Scharrer (1889-1948). Sie grenzten sich ab von den übrigen Strömungen der politischen Linken ihrer Zeit, insbesondere dem sowjetischen Modell, und verteidigten das Räteprinzip als Ideal einer demokratisch verfassten kommunistischen Wirtschaft und Gesellschaft. Nach dem Scheitern der von ihnen gegründeten Kommunistischen Arbeiterpartei Deutschlands (KAPD) fanden sie immer neue Formen des politischen Wirkens und der radikalen Gesellschaftskritik auch jenseits der Parteipolitik – etwa in der Literatur, der Bildung oder im Journalismus. Alexander Schwab und Bernhard Reichenbach gehörten in Berlin während des Kaiserreichs zur „Freien Studentenschaft“, einem Gegenpol zu den konservativ-reaktionären Studentenverbindungen. Sie hatten Kontakt zur Wandervogelbewegung und zu Reformpädagogen. Karl Schröders Biografie ist ebenfalls auf das Engste mit Berlin verflochten und ermöglicht einen tiefen Einblick in die Geschichte der hiesigen radikalen Linken. Erneutes Interesse erfuhr der Linkskommunismus im Zuge der Studentenbewegung. Ende der 1960er Jahre suchte Rudi Dutschke den Kontakt zu Bernhard Reichenbach. Sein Interesse an Reichenbach ist insofern bemerkenswert, aber nicht verwunderlich, wenngleich Reichenbach sich inzwischen den Sozialdemokraten zugewandt hatte.
Rhena Stürmer (*1989) hat in Berlin und an der Europa-Universität Viadrina studiert und promoviert. 2018 bis 2022 war sie Stipendiatin der Rosa-Luxemburg-Stiftung.
„Jenseits des Bolschewismus. Lebenswege Weimarer Linkskommunisten zwischen den Systemen des 20. Jahrhunderts“, 416 Seiten, Wallstein Verlag Göttingen 2025, 49 Euro. Die kostenfreie OpenAcces-Version ist unter https://doi.org/10.46500/83535940“ erreichbar.
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