Hoffentlich bald Schilder auf dem Platz der Märzrevolution

Mit gleichlautenden Schreiben an die Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung Mitte hat die Berliner Geschichtswerkstatt auf einen schon lange währenden Missstand aufmerksam gemacht: Auf dem Platz der Märzrevolution in Berlin-Mitte, nahe dem Maxim-Gorki-Theater, fehlt die Beschilderung. Das muss sich 175 Jahre nach der Märzrevolution von 1848 ändern!

Mittlerweile befasst sich die Bezirksverordnetenversammlung Mitte mit der Angelegenheit. Am 18. Januar 2024 hat die BVV einen entsprechenden Antrag in den Bildungs- und Kulturausschuss überwiesen.

Das Ganze ist eine kommunalpolitische Posse, die 1998 begann. Am 18. März 1998 war der per im Amtsblatt verkündeten Verwaltungsakt in „Platz der Märzrevolution“ benannt worden. Der Verwaltungsakt wurde mit der sofortigen Vollziehbarkeit ausgestattet. Grund für die Benennung im Jahr 1998: 150 Jahre zuvor, im Jahr 1848, tagte die nach der Revolution gewählte Preußische Nationalversammlung von Mai bis September 1848 in dem Gebäude der damaligen Singakademie. Schilder sollten auf dem noch zu gestalteten Platz später aufgestellt werden. Dies geschah aber bis zum heutigen Tage nicht, da die Senatsverwaltung die weitere Platzgestaltung aufgab. Auch der Bezirk stellte keine Schilder auf.

Die Berliner Geschichtswerkstatt hält es für einen „Schildbürgerstreich“, dass der Bezirk im Februar 2023 durch den Büroleiter der Bürgermeisterin mittteilte, der Platz habe nie existiert. Daher brauche man auch keine Schilder aufstellen. Und dies, obwohl der Bezirk jahrzehntelang diesen Platz in den eigenen Publikationen genannt hat. Der „Platz der Märzrevolution“ findet sich auch auf digitalen und Papierstadtplänen. Er wird in Reiseführern beschrieben. Regelmäßig wurde der Platz in den Bezirksbroschüren „Wahlkreise und Stimmbezirke in Mitte“ aufgeführt. In diversen amtlichen Verzeichnissen zu  Straßenreinigungsübersichten oder  zur Regelung des „fliegenden Gewerbes“ wird der Platz der Märzrevolution genannt.

Juristisch ist die Leugnung der Existenz des Platzes Unsinn. Die Benennung ist als Verwaltungsakt im Amtsblatt vom 13. März 1998 verkündet worden. Das Ausmaß des Platzes ist in der Amtsblattveröffentlichung genau beschrieben worden. Der Platz war existent und sollte, so die damalige Veröffentlichung, nur „noch gestaltet“ werden. Die Benennung des Platzes war ein Verwaltungsakt, der in der Welt ist.

Die Berliner Geschichtswerkstatt hat mehrfach betont, dass wir es begrüßen, wenn in Mitte an zwei Stellen durch Platzbenennungen an die wichtige Märzrevolution von 1848 erinnert wird. Das ist ein sehr kleiner Ausgleich dafür, dass im gesamten Stadtgebiet an unzähligen Stellen an die preußische Monarchie erinnert wird, gegen die die Berlinerinnen und Berliner im März 1848 für Freiheit und demokratische Rechte gekämpft haben.

Am 18. März 2023 betonte Heinrich Heine, der als Statue am Rande des Platzes steht, seine Solidarität mit der Berliner Geschichtswerkstatt, indem er auf einem Schild die Frage stellte, wo denn die Schilder für den Platz der Märzrevolution bleiben.